
Eingang zum Agrotiki Phylaki Agias
Agiá ist ein kleiner Ort in der Gemeinde Theriso, zwischen Chania und den Levka Ori, 8 km südwestlich von Chania. Der Ort liegt in einer weiten Ebene an der Straße, die von Chania zur Omalos-Hochebene führt. Hier ist das Orangen-Gebiet Kretas mit weitläufigen Orangenplantagen. In der Nähe liegt in einem sumpfigen Gebiet der Stausee von Agiá, der von einem Seitenarm des Xekolimenos gespeist wird (1). Der See ist dicht mit Schilf umwachsen, das vielen Wasservögeln Lebensraum bietet. Umweltorganisationen setzen sich für den Erhalt des Biotops ein, das durch Einleitung von Abwassern gefährdet ist.
Wenn im Zusammenhang mit der deutschen Besatzungszeit von ‘Agia’ die Rede ist, ist das Gefängnis gemeint, in dem von 1941 bis 1945 schätzungsweise 2.000 Männer und Frauen, die dem Widerstand zugerechnet wurden, inhaftiert waren.
Das Gefängnis
Das Gefängnis wurde 1928 (2) auf einem Gelände von 50 Stremmata (5 Quadratkilometer) errichtet. Zwischen den 200m x 160m langen Mauern scheinen die alten Gebäude zumindest teilweise erhalten zu sein, wie aus einem Vergleich der Luftaufnahme mit einem Photo vom September 1945 hervorgeht. Das Gefängnis wurde kurz nach der Eroberung Kretas von den Deutschen in Beschlag genommen. Zahlreiche Widerstandskämpfer wurden hier inhaftiert, gefoltert und exekutiert. Heute wird das Gefängnis als Agrar-Gefängnis genutzt.
Innenhof in einer Aufnahme vom September 1945 (2)

Das Gefängnis Agia bei Google Earth (2008)
Kampf um Kreta
In der Ebene um Agia und Galatas fanden während des deutschen Angriffs auf Kreta im Mai 1941 harte Kämpfe statt. Den Angreifern gelang es, das Gefängnis zu besetzen und hier einen Brückenkopf zu errichten. Angeblich soll der damalige Gefängnisdirektor eine deutsche Ehefrau gehabt haben, die den Deutschen zugearbeitet habe. (2)
Golgothas
In der Nähe des Gefängnisses liegt die Gedenkstätte Golgothas am ehemaligen Hinrichtungsort: Golgothas bei Google-Maps Im Historischen Archiv Chania wird ein Holzpfosten aufbewahrt, an dem die Gefangenen erschossen wurden.
Quellen:
- Eberhard Fohrer: Kreta. Erlangen 2006. 16.Aufl. S.604f
- V. Vadrinogiannis, A. Kokovli: Γερμανικές Φύλακες Αγιάς 1941 – 1945 (Deutsche Gefängnisse von Agia). Hg.: Εταιρεία Διάσωσης Ιστορικών Αρχηείων ΕΔΙΑ. Chania 2005. S.38 und S.10